Projekt Wasseramsel

Projekt Wasseramsel

Seit vielen Jahren betreibe ich ganzjährig eine Vogelfütterung, an der ich bislang 20 verschiedene Vogelarten beobachten konnte und die mir zahlreiche Aufnahmen ermöglichte, die ohne Fütterung („authentic wild“) nur sehr schwer möglich gewesen wären. Auch wenn der Ansitz an der Fütterung keinesfalls eine regelmäßige Beobachtung seltenerer Vogelarten und/oder gute Fotos garantiert (hierzu ist durchaus Ausdauer erforderlich), hat natürlich die „Fotografie in der Wildnis“ ihren ganz besonderen Reiz, denn der Erfolg ist doch um einiges ungewisser. An einem meiner „Hausbäche“ im Schwarzwald, an dem ich über Jahre hinweg nur Landschaftsaufnahmen gemacht hatte, begegnete ich immer wieder Wasseramseln, die in pfeilschnellem Flug an mir vorbeizischten. Irgendwann entstand der Wunsch, mich mit diesen faszinierenden Vögeln näher zu beschäftigen, und so zog ich nun mal nicht mit Zoomobjektiven und Makro los, sondern mit dem schweren 500er Tele, Konvertern und Tarnzelt.

Beifänge

Zunächst ließen sich bei meinen Ansitzen jedoch entweder keine Wasseramselen blicken oder sie erschienen, wenn ich mit zusammengepackter Ausrüstung schon wieder auf dem Weg zurück zum Auto war. Zum Trost tauchten dann aber plötzlich Gebirgsstelzen auf, mit denen ich überhaupt nicht gerechnet hatte. Mit ihrem langen Schwanz und der prächtig gelb gefiederten Bauchseite sind sie nicht zu verwechseln. Auf der Suche nach Larven und Insekten in den seichteren Bereichen des Baches ließen sie sich leicht fotografieren, und ich vergaß darüber sogar, dass ich eigentlich hinter Wasseramseln her war. Besonders faszinierend wurde es, als die Jungvögel flügge geworden waren und von den Eltern auf den dick bemoosten Steinen gefüttert wurden. Berührend war auch, wie sich ein Jungvogel in vielleicht 10 Meter Entfernung auf einen Ast setzte, sein Gefieder putze und anschließend ein Nickerchen machte. Auch unerwartete Aufnahmen einer Misteldrossel und eines Zaunkönigs ließen die anfängliche Enttäuschung vergessen.

Adulte Gebirgsstelze Um Futter bettelnder Jungvogel

Gerbirgsstelzen bei der Fütterung

Junge Gebirgsstelze bei der Gefiederpflege

Misteldrossel Zaunkönig



Strategiewechsel und Erfolge

Trotzdem fragte ich mich natürlich, was ich in Bezug auf die Wasseramseln falsch machte. Ich glaube nicht, dass ich zu unvorsichtig war, denn dann hätten sie sich ja nicht wie zum Spott auf meinem Weg zurück in den schönsten Posen präsentiert. Ich beschloss jedenfalls, das Projekt mit mehr Ruhe anzugehen, tauschte das Tarnzelt gegen einen Tarnanzug, das 500er Tele gegen ein leichtes Telezoom und Fernglas und pirschte in einiger Entfernung den Bachlauf langsam auf und ab, mehr verharrend und beobachtend als gehend. Mit der Zeit stellte ich fest, dass die Vögel zur Nahrungssuche oder zum Einsammeln von Nistmaterial gerne an denselben Ort zurückkehrten; je nach Wasserstand und Strömung konnte dieser Ort aber von Tag zu Tag wechseln. Und siehe da, irgendwann klappte es. Auch wenn die ersten Bilder richtig lausig waren (Vogel direkt von oben, viel zu unruhiges Umfeld etc.), war meine Freude groß. Zwischendurch kam es zwar immer wieder zu längeren Durststrecken, aber im Lauf der Zeit entstanden doch akzeptable Aufnahmen. Selbstverständlich verhielt ich mich so vorsichtig wie nur möglich, um die Vögel nicht zu beunruhigen. Wichtig war mir, typische Verhaltensweisen der Vögel in ihrem Lebensraum abzubilden: auf der Suche nach Futter, beim Sammeln von Nistmaterial, beim Singen, und schließlich, als ganz besonderes Erfolgserlebnis, bei der Balz.

Erstes, missglücktes Bild einer Wasseramsel Schon etwas besser So kann's weitergehen


Wasseramseln in ihrem typischen Lebensraum


Zu den Sangeskünstlern in der Vogelwelt zählen sie nicht gerade


Auf der Suche nach Nistmaterial und Futter


Balzende Wasseramseln

Und zum Schluss noch ein kleines Video